Kolo Wheel – ein 5200 Jahre altes „Perpetuum Mobile“

Ein Perpetuum Mobile gibt es doch? Im übertragenen Sinne, ja. Es ist das 5200 Jahre alte Kolo Wheel, das älteste Rad mit Achse der Weltgeschichte. Wir haben uns das Original in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, dem Fundort, angesehen und wurden in Innsbruck Zeugen wie es bis heute als wichtiges Symbol Länder und Regionen innerhalb der

Ein Perpetuum Mobile gibt es doch? Im übertragenen Sinne, ja. Es ist das 5200 Jahre alte Kolo Wheel, das älteste Rad mit Achse der Weltgeschichte. Wir haben uns das Original in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, dem Fundort, angesehen und wurden in Innsbruck Zeugen wie es bis heute als wichtiges Symbol Länder und Regionen innerhalb der EU verbindet und vorantreibt.

Das Rad – eine einzigartige Schöpfung

Eigentlich sieht es ziemlich unspektakulär aus. In der Vitrine ist ein hölzernes rundes Objekt ausgestellt, von dem ein Teil abgebrochen und wohl verloren gegangen ist. Daneben hängt ein Stock. Doch sind es nicht die kleinen Dinge, die unser Leben so drastisch ändern können? So ist es auch in diesem Fall. Das runde Ding ist ein Rad mit Achse. Was es allerdings so besonders macht ist sein Alter: Es zählt schon 5200 Jahre und ist somit das älteste jemals gefundene in der Menschheitsgeschichte.

Ist man sich dieser enormen Zahlen bewusst, wirkt dieses einfache Objekt, bekannt unter dem Namen Kolo Wheel 5200, faszinierend und mystisch auf den Betrachter. Es ist auch aus dem Grunde so einzigartig in seiner Schöpfung, weil es in der Natur so nicht vorkommt. Treffend erklärt es der Autor Jürgen Kaube in seinem Buch „Die Anfänge von Allem“:
„Den Hammer hat man als Organprojektion nach dem Vorbild der geballten Faust erklärt, die Mühlensteine aus dem Gebiss und die mechanischen Hebel aus den Armen … Doch für das Rad – ein Gebilde, das sich um 360 Grad dreht … – geben weder der menschliche Körper noch die Umwelt Anregungen. Die Gliedmaßen können nicht rotieren, und selbst die Sonne ist für die Anschauung nur rund, aber sie dreht sich nicht. Das Rad kann darum nicht durch Nachahmung der Natur erfunden worden sein …“

Eines der wohl wichtigsten Kulturgüter der Welt kann im Ljubljanica river experience and exhibition site nahe der slowenischen Hauptstadt Ljubljana bewundert werden. Das Museum der Superlative ist in einer ehemaligen Fabrik untergebracht in der Nähe des Ortes, an dem das Rad gefunden wurde. Hier kann der Besucher alles über die Urgeschichte und Vorfahren dieser Gegend am Fluss Ljubljanica erfahren, bis hin zur heutigen Zeit.

Der überraschende Sensationsfund ereignete sich unerwartet 2002, als Archäologen eine Holzprobe in einem Entwässerungsgraben des etwa 5200 Jahre alten Pfahlbaus Stare Gmanje im Laibacher Moor bei Vrhnika, etwa 20 km von Ljubljana entfernt, entnahmen. Dort fanden sie die Reste des Holzrades neben zwei Holzbooten und zahlreichen anderen Funden. Als der Graben erweitert wurde, fand man noch die passende Achse dazu.
Das Rad mit einem Durchmesser von 72 cm ist fünf cm dick und besteht aus zwei Eschenholzbohlen, die von vier in sich eingekeilten Eichendübeln zusammengehalten werden. Die rechteckige Öffnung in der Mitte ist für die Befestigung der Achse bestimmt. Die Wahl des Holzes war sicherlich nicht zufällig, denn Eschenholz ist zäh und massiv und war in der Nähe der Pfahlbauten reichlich. Die Achse besteht aus einem Stück Eichenholz und ist 124 cm lang. Ihr Endteil hat einen rechteckigen Querschnitt und passt somit in die Nabe des Rades. Die Achse wurde mit Eichenholzkeilen an den Rädern befestigt, was bedeutet, dass sich die Achse zusammen mit dem Rad gedreht hat. Ähnliche Holzräder wurden auch in der Schweiz, sowie im Federseemoor in Seekirch-Achwiesen in Süddeutschland gefunden. Allerdings sind sie etwas jünger mit der Datierung von 5000 Jahren und kleiner in ihrer Ausführung.

Wie empfanden die Menschen das Gefährt in ihrem Dorf, als es durchfuhr? Laut der Rekonstruktion gehört es zu einem Karren, das von Rindern gezogen wurde. Waren sie genauso erstaunt, wie die Damen und Herren damals beim Anblick des ersten Autos? Wurde es angenommen oder erst mal abgelehnt? Wir wissen es nicht. Man stelle sich dennoch vor, plötzlich mussten schwere Güter nicht mehr getragen werden. Nun wurden Bauholz aus dem hügeligen Hinterland des Sumpfes von Ljubljana und die Ernte mit einem Karren nach Hause transportiert. Diese Karren, die primär in hügeligen Gebieten verwendet wurden, finden sich bis heute in einigen abgeschiedenen Gebieten dieser Welt. Ein großer Schritt für die Menschheit aber auch für die Mobilität und Technik. Wohin hat uns das Rad bis heute gebracht? Eben! Sehr weit!

Tesla und Kolo Wheel – Emissionsfreie Mobilität mit 5200 Jahren Altersunterschied

Etwas 5200 Jahre später, Winter 2018. Wir fahren mit dem Tesla Model X 100D nach Österreich, genauer nach Innsbruck. Das Rad, pardon, die Räder drehen sich weiter, nun schneller. Nachdem die längste Reiseroute der ältesten Räder etwa 500 km betrug, können wir heute mit unseren Autos problemlos die Welt umfahren. Uns beschäftigen heute andere Probleme. Autofahren ist nicht gerade umweltbewusst. Wir tüfteln nun daran, uns so umweltfreundlich wie möglich zu bewegen.
Das ist auch eines der Ziele der EUSALP, deren Präsidentschaft heute ganz feierlich an die Tiroler übergeben wird. Sieben Nationalstaaten und 48 Regionen in den Alpen haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Ziele zur Erhaltung dieser wunderschönen Gegend zu schaffen. Das ist nicht immer einfach, zugegeben, aber erste Schritte sind nun gemacht – dank auch des Rades. Denn wir wissen auch: nur gemeinsam können Themen zur Friedenspolitik und Erhaltung der Mutter Erde realisiert und umgesetzt werden.
Auch die Frage der zukünftigen Mobilität will gelöst werden. Gute Ideen gibt es einige. Zur feierlichen Übergabe reisen alle wichtigen Politiker Österreichs an, darunter auch der Präsident selbst, Alexander van der Bellen. Eine Limousine nach der anderen reiht sich auf dem VIP Parkplatz, aber kein emissionsfreies Gefährt ist dabei. Wir sind der absolute Hingucker mit unserem Tesla – nicht nur wegen der Flügeltüren. Einige Politiker machen Selfies mit dem E-Wagen. Wir fragen, weshalb es noch nicht solch einen Wagen in ihrer Flotte gibt. Vom Preis her ist da kein Unterschied. Achselzucken oder die allgemeine Antwort: „Die Infrastruktur ist noch nicht ausgereift.“ Nun, das wäre doch auch gleich ein Punkt, um ihn mit aufzunehmen. Ein zustimmendes und vor allem nachdenkliches Nicken kommt zurück.
Es gibt einige wirklich interessante Reden, bevor die Präsidentschaft mit der Übergabe eines besonders schönen Symbols, genannt „Wheel 5200“ mit tiefer Bedeutung übergeben wird. Es ist ein Replika des Kolo Wheel, dem ältesten Rad aus Vrhnika. Das fehlende Stück wurde nicht rekonstruiert, sondern besteht aus einem bedruckten Glas. Es ist der Plan einer Allstation, wie sie der Wissenschaftler Herman Potocnik unter dem Pseudonym Hermann Noordung unter „The Problem of Space Travel“ 1929 veröffentlichte. Der Slowene, der 1892 in Pula geboren wurde, gilt bis heute als Pionier und Visionär der modernen Raumfahrt. Der Raumfahrttechniker starb total verarmt mit nur 36 Jahren in Wien.

Slowenien hat ein bedeutendes Symbol für die EU geschaffen

Slowenien, das die Präsidentschaft als erstes innehatten, hatte die wunderbare Idee, ein Symbol zu schaffen, um das Projekt EUSALP in Bewegung zu bringen: „Wir wollten etwas Bestehendes mit Futuristischem verbinden“, erklärt uns Andreja Jerina. National Coordinator EU Macroregional Strategies im Ministerium für Foreign Affairs Slowenien. Das ist ihnen komplett gelungen. Kolo Wheel, das erste Rad der Menschheitsgeschichte und die Idee von Potocnik sind hiermit gemeinsam zu Leben erweckt und rollen nun gemeinsam in die Zukunft.

Wir fahren nach Hause. Was das Kolo Wheel und der Tesla gemeinsam haben? Beide fahren emissionsfrei. Nur mit dem Tesla geht heute alles einfacher und schneller. Seit mehr als 5200 Jahren bewegt das Rad nun die Welt und unser Leben. Vielleicht ist es das wahre Perpetuum Mobile, wonach die Menschen so krampfhaft suchen. Manchmal sind die Dinge vor unseren Augen und wir können sie nicht erkennen. Weshalb nach Fiktion suchen, wenn das Bestehende schon da ist und einfach nur weiterentwickelt werden möchte? Die Zukunft bleibt spannend – auch dank des Rades und seiner Mobilität.

Mirella Sidro,
Journalistin, Augsburg

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