Die Donau ignoriert Grenzen – weiter so! 20 Jahre Donaubüro Ulm/Neu-Ulm

Die Donau ignoriert Grenzen – weiter so! 20 Jahre Donaubüro Ulm/Neu-Ulm

Es ist gerade mal eine Generation her, da war die Donau als zweitlängster Fluss Europas kein blaues Band, das Land für Land wie an einer Perlenkette miteinander verknüpft. Übrigens: So viele Länder, wie kein anderen Fluss auf dieser Erde! Vor 34 Jahren nämlich war die Donau streckenweise Teil des Eisernen Vorhangs, der den Osten und

Es ist gerade mal eine Generation her, da war die Donau als zweitlängster Fluss Europas kein blaues Band, das Land für Land wie an einer Perlenkette miteinander verknüpft. Übrigens: So viele Länder, wie kein anderen Fluss auf dieser Erde! Vor 34 Jahren nämlich war die Donau streckenweise Teil des Eisernen Vorhangs, der den Osten und Westen voneinander trennte.

Dies kann man sich kaum vorstellen, wenn man bedenkt, welch wichtige Verbindung dieser Fluss auch schon all die Jahrhunderte davor für die Menschen war. Für den Handel, für Mutige, die sich woanders ein neues Leben aufbauen wollten, für die ersten Fluss- kreuzfahrttouristen, für den Austausch von Kultur und den stinknormalen Alltag: Mit von Donauwasser getriebenen Mühlen wurde Getreide gemahlen, es wurde der mittlerweile vom Ausster- ben bedrohte Stör, der „König der Donau“, gefischt und viele andere Fische. Wichtige Städte wie Budapest, Wien und Belgrad entstanden.

Und so floss die Donau, die Grenze ignorierend, munter einfach weiter: von Donaueschingen über Ulm bis ins Schwarze Meer.

20 Jahre Donaubüro Ulm/Neu-Ulm

Vor 20 Jahren gründeten die Städte Ulm und Neu-Ulm das Donaubüro (DBU). Als eine Art Glaubensbekenntnis. Der Glaube an Europa und die europäische Integration sollten damit bekräftigt werden. Es sollte nationalistischen Strömungen entgegenwirken, damit sich auch die Geschichte der Trennung zwischen den Staaten des Flusses nicht wiederhole. Es blieb nicht beim bloßen Bekenntnis. Das Donaubüro füllte es in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit viel Leben. Denn Demokratie und Frieden, so war man der Meinung, müsse von unten gelebt werden. Von den Menschen, die in den Donauländern leben. In Ulm entstand das Veranstaltungsformat Donausalon, dieser lädt seither regelmäßig zu Vorträgen, Konzerten und Diskussionen ein. Zahlreiche größere Projekte entwickelten sich.

Das bereits legendäre Donaufest

Ein Fest, an dem alle zwei Jahre das Motto gilt: ein einzigartiges Fest! Dem Besucher wird ein Konzentrat sämtlicher Donauländer serviert: aus Deutschland, Österreich, der Slowakei, Kroatien, Ungarn, Serbien, Rumänien, Bulgarien, der Republik Moldau und der Ukraine. Es gibt typischen Wein aus Österreich und vom Balkan, Ćevapi aus Serbien, kroatischen Bohneneintopf, bunte und blumenreiche ukrainische Handwerkskunst, traditionell bestickte rumänische Bauernblusen, und entlang der Meile mit Ständen entlang des Ulmer und Neu-Ulmer Donauufers klingt die Donau vor allem nach Musik aus den Ländern und Menschen, die die die dortigen Sprachen sprechen und – zu später Stunde – sich fröhlich in den Armen liegend aus vollem Herzen Volkslieder schmettern. Wie im vergangenen Jahr am kroatischen Stand. 405.000 Be- sucherinnen und Besucher zog das Fest in 2022 an.

Engagement für Europa

Das Donaubüro zieht auch immer wieder EU-Projekte an Land. Aktuell fördert das DBU mit seinen Projektpartnern den European Energy Award und dessen Verbreitung im Donauraum. Der European Energy Award fördert Kommunen bei der Umsetzung von Aktivitäten im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Zudem können Zertifizierungen erworben werden, welche die öffentliche Wahrnehmung fördern.

Auch für die Ukraine engagiert sich das Donaubüro. Seit Beginn des Krieges finden aus Solidarität wöchentlich Mahnwachen für die ukrainischen Geflüchteten auf dem Marktplatz in Ulm statt.

Die Donau entdecken

Wie schön es ist, die Donauländer zu entdecken – anstatt immer nur Italien, mit dem Flugzeug nach Spanien oder Thailand zu fliegen. Das wollen die Tourismusprojekte zeigen. Dabei geht es um sanften und nachhaltigen Tourismus. Reisen mit dem Rad, zu Fuß, mit dem Zug oder mal mit dem Boot. Kein Fast Food-artiger Tourismus, sondern bewusstes und intensives Reisen, ohne Kultur und Natur zu zerstören. Dazu wurden auch die mehr als 90 „Danube Guides“ zu Touristenführern ausgebildet.

Sie sind nun genau solche Natur-Kultur-Führer und vermitteln das Natur- und Kulturerbe der Donauregion an Erwachsene, Kinder, Schüler, die lokale Bevölkerung und Menschen mit Behinderung.

Im vergangenen Jahr wurde das EU-Projekt Transdanube Travel Stories abgeschlossen. Entstanden sind sechs Reiserouten durch die Donauländer mit jeweils einem speziellen Schwerpunkt: „Kontrastreiches Europa“, „Nature Love“, „Auf den Spuren der Römer“, „Kunst und Kultur“, „Handelsweg Donau“ und „Danube for the soul“. Auf der Webseite www.danube-pearls.eu haben verschiedene Influencer die sechs Reiserouten, gespickt mit Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Naturschönheiten, Lieblingsorten und wie man am besten von A nach B kommt, vorgestellt. Es gibt jeweils ein kurzes Video als Appetizer, eine Übersicht über Städte und Länder, die auf der Route liegen und einen Reiseplan zum Herunterladen. Der Fotograf Dominic Lars Breitbarth hat mit seiner Freundin einen Teil der „Nature Love“- Route ausprobiert. Er erzählt von der Tour durch die Natur Serbiens, Kroatiens und Rumäniens. Besonders fasziniert habe ihn die Gegend rund um das Eiserne Tor, weil die Donau sich dort imposant durch das Gebirge bricht. „Eine richtige Schlucht!“, so Breitbarth. Interessant sei gewesen, dass der Wasserstand an der Stelle nur deshalb so hoch sei, weil die Donau angestaut wurde.

Empfehlen würde Dominic Breitbarth Kopački rit in Kroatien – ein Überschwemmungsgebiet und ein Naturpark der Donau. „Da waren wir mit einem Ranger zum Sonnenaufgang unterwegs. Er zeigte uns einige Orte und wo normalerweise das Wasser steht und wieder abfließt.“ Dort haben die beiden auch viele Tiere gesehen: Kormorane, Rehe, Schweine, Adler, Schwarzstörche und Eisvögel. Als Fotografen haben Breitbarth vor allem die Bienenfresser fasziniert – ein wahnsinnig bunter Vogel. „In Deutschland gibt es nur wenige Orte, an denen man Bienenfresser sieht“, betonte er.

Der Trail „Handelsweg Donau“ betrachtet die Donau aus der Perspektive des Handels. Die Donau ist eine der ältesten Handelsstraßen Europas. In Ulm wurde die Stadtführung „Ulmer Geld regiert die Welt“ entwickelt. Die Führung ist bei der Ulm/Neu-Ulm Touristik buchbar oder kann ab Sommer über die Future History-App gebucht werden. Übrigens: Das Ulmer Donaubüro ist quietschfidel mit seinen 20 Jahren. Es plant für dieses Jahr bereits eine Reihe spannender Veranstaltungen. Etwa Lesungen, Konzerte mit Podiumsdiskussionen – zum Beispiel gemeinsam mit dem rundum erneuerten Donauschwäbischen Zentralmuseum und anderen Donau-Akteuren aus Ulm und Neu- Ulm. Aber auch Veranstaltungen im Roxy Biergarten stehen auf dem Programm.

Isabella Hafner

 

Daniel Hirsch
ADMINISTRATOR
PROFILE

Posts Carousel

Latest Posts

Top Authors

Most Commented

Featured Videos