Die Halbleiterkrise Anfang 2020 und ihre Auswirkungen für die Automobilbranche haben es deutlich gemacht: Die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten sind krisenanfälliger als erwartet. Was mit der COVID-19-Pandemie be- gann, wurde durch den Krieg in der Ukraine noch einmal befeuert – Lieferketten funktionieren nicht zuverlässig, Handelswege am Anfang der Wertschöpfungskette sind unterbrochen, Unternehmen können nicht mehr
Die Halbleiterkrise Anfang 2020 und ihre Auswirkungen für die Automobilbranche haben es deutlich gemacht: Die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten sind krisenanfälliger als erwartet.
Was mit der COVID-19-Pandemie be- gann, wurde durch den Krieg in der Ukraine noch einmal befeuert – Lieferketten funktionieren nicht zuverlässig, Handelswege am Anfang der Wertschöpfungskette sind unterbrochen, Unternehmen können nicht mehr produzieren, und gleichzeitig gehen durch Wirtschaftssanktionen große Märkte verloren. Auch durch den Klimawandel sind weitere Unterbrechungen und Krisen zu erwarten. Um diese bewältigen zu können, bedarf es wettbewerbs- fähiger Unternehmen, diversifizierter Lieferketten, digitaler Tools und damit insgesamt mehr Resilienz, also Widerstandsfähigkeit – auch in der Region rund um die Donau.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen (kurz: KMU) im Donauraum sind darauf angewiesen, neue Wertschöpfungsketten zu bilden, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Die jüngsten Krisen haben deutliche Schwachstellen offengelegt. Neue Herangehensweisen und Instrumente sind notwendig, um Wertschöpfungsketten effizienter, widerstandsfähiger und nachhaltiger zu gestalten. Den Unternehmen in der gesamten Donauregion fehlt es jedoch an Wissen darüber, wie sie ihr Wertschöpfungs- kettenmanagement neu justieren und die richtigen Partner für nachhaltige Wertschöpfungsketten finden können. Sowohl die Anbieter (meist KMU) als auch die Abnehmer brauchen gezielte Unterstützung, um krisenfeste Wertschöpfungsketten zu gewährleisten. Daraus ergeben sich nicht nur neue Anforderungen an Wertschöpfungsketten, sondern auch ein dringender Bedarf an zusätzlicher Unterstützung für die Entwicklung ebendieser.
Das neue Verständnis der Wertschöpfungsketten-Entwicklung
Um in Krisenzeiten die Auswirkungen von Störungen jeglicher Art möglichst effektiv zu reduzieren, ist ein robustes und anpassungsfähiges Wertschöpfungsnetz notwendig. Um ein solches für unterschiedliche Anwendungsfälle zu ermöglichen, wurde Anfang 2021 die Danube Alliance als Flagship-Projekt der Priority Area 8 der EU-Strategie für den Donauraum / EU Strategy for the Danube Region gestartet. Übergeordnetes Ziel des bis Ende 2022 laufenden Projektes war es, die Resilienz bestehender und neuer transnationaler Lieferketten im Donauraum zu fördern, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der Einbettung in neue Wertschöpfungsketten zu unterstützen sowie zu einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit im Donauraum beizutragen. Letztlich konnte mit dem Projekt ein wichtiger Beitrag geleistet werden, um Abhängigkeiten von außereuropäischen Lieferanten zu reduzieren und fragile Elemente einer Wertschöpfungskette zu stabilisieren.
Das Projekt wurde auch durch seinen ersten Anwendungsfall zum Erfolg: Miscanthus (auch Elefantengras) wurde von der Danube Alliance für die Analyse und Modellierung einer robusten Wertschöpfungskette ausgewählt.
Ursprünglich aus Asien stammend, weist die Art Miscanthus x gigantheus vielfältige Nutzungsmöglichkeiten auf, die die Pflanze zu einem wichtigen Rohstoff für die Bioökonomie in Europa machen könnten. Neben der Verwendung als Brennstoff kann Miscanthus auch zum Aufbau einer biogenen Kreislaufwirtschaft genutzt werden. An diesem Beispiel entlang konnte im Rahmen des Projekts ein multimethodischer Ansatz erreicht werden, der drei wesentliche Schritte umfasst:
1. Identifizieren & Verstehen, 2. Analysieren & Simulieren sowie 3. Handeln & Umsetzen. Für Letzteren begab sich das Danube Alliance-Konsortium im September 2022 auf eine Reise nach Sofia und Widin in Bulgarien, um sich mit regionalen Interessensvertretern für das Miscanthus-Pilotprojekt zu treffen.
Der Schwerpunkt dieses Treffens lag auf den regionalen Bedürfnissen, der gemeinsamen Recherche entsprechender Einsatzgebiete für Miscanthus und einer möglichen Umsetzungsstrategie. Hierfür führte die Delegation zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Behörden vor Ort. „Das große Interesse in Widin an unseren Vorschlägen, Biomasse für eine regenerative Energieerzeugung zu nutzen, und die Bereitschaft für eine Zusammenarbeit hat mich positiv überrascht“, bemerkt Car- men Hawkins, Koordinatorin des Prioritätsbereiches 8 für den Donauraum. Jetzt sei es wichtig, die Worte in Taten umzusetzen und etwas Konkretes zu entwickeln.
Bis zu ihrem Projektabschluss konzentrierte sich die Danube Alliance auf das Verständnis, die Analyse und die Resilienzförderung ausgewählter (bioökonomischer) Wertschöpfungsketten, um die Einbindung von KMU in nachhaltigere und resilientere Wertschöpfungsketten zu unterstützen.
Das Danube Alliance Network – die nächste Projektphase
Die Danube Alliance konnte sich in der ersten Projektphase auch als Plattform etablieren, die die Bildung von maßgeschneiderten Partnerschaften und Konsortien für weitere (überregionale) Projekte im Zusammenhang mit dem Aufbau resilienter Wertschöpfungsketten unterstützt und geeignete Finanzierungsmöglichkeiten für die Projektinitiierung aufzeigt. Die Ansätze der Danube Alliance und des in dieser Phase eingeführten Tools Value Chain Generator – eine Software zur Ermittlung der am besten geeigneten Handelsverbindungen – sind noch neu und müssen weiterentwickelt werden. Ebenso steht die Entwicklung eines lebendigen Netzwerkes mit ausgewählten Partnern aus dem Donauraum noch am Anfang. Genau hier kommt die nächste Projektphase, die bis 2027 laufen soll, zum Tragen: der Aufbau des Danube Alliance Network. Dieses Netzwerk soll dazu beitragen, mehr Partner aus der Donauregion zu verknüpfen und gemeinsam zukunftsfähige Wertschöpfungsketten mit Fokus auf die zirkuläre Bioökonomie zu entwickeln und zu stärken.
Danube Alliance
Projektkonsortium: VDI-VDE-IT GmbH, BioPro, Hochschule Reutlingen, Steinbeis Europa Zentrum
Jennifer Ohnmacht,
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Energie aus Pflanzen? Es kommt darauf an!
Soll Mais auf den Tisch oder in den Tank, Nahrung oder Energie liefern? Baden-Württemberg lehnt den großflächigen Anbau von Mais zur Energiegewinnung aus ökologischen Gründen ab.
In Bulgarien wandert in den Tank, was derzeit noch auf den Feldern verbrannt wird: Reststoffe wie Weizenhalme, Stängel oder Blätter von Mais. Einen Schritt weiter geht das Miscanthus-Projekt im Landkreis Widin. Dort lohnt sich aufgrund der Bodenqualität der Anbau von Nahrungspflanzen auf 25 000 Hektar Land nicht. Stattdessen soll auf diesem sogenanntem marginalem Land Miscanthus zur Energiegewinnung angebaut werden. Langfristig verbessert die Pflanze auch die Bodenqualität.