Das Interreg-Projekt „LENA – Local Economy and Nature Conservation in the Danube Region“ will eine wichtige Brücke im Donauraum schlagen: die lokale Wirtschaft und zugleich den lokalen Naturschutz stärken. So sollen durch Nachhaltigkeit alle Beteiligten profitieren. LENA hat es sich zur Aufgabe gemacht, über sieben Donauländer sowie elf Naturschutzgebiete hinweg Mensch und Natur zu vereinen
Das Interreg-Projekt „LENA – Local Economy and Nature Conservation in the Danube Region“ will eine wichtige Brücke im Donauraum schlagen: die lokale Wirtschaft und zugleich den lokalen Naturschutz
stärken. So sollen durch Nachhaltigkeit alle Beteiligten profitieren.
LENA hat es sich zur Aufgabe gemacht, über sieben Donauländer sowie elf Naturschutzgebiete hinweg Mensch und Natur zu vereinen sowie Ansätze zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Schutzgebieten zu entwickeln. Beteiligt sind insgesamt 17 Partner, darunter u.a. die WWF-Organisationen aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn, das Donaubüro Ulm/Neu-Ulm, die Stadt Tuttlingen, das Zentrum für Regionale Studien in Odessa und DANUBEPARKS – Das Netzwerk der Donau-Schutzgebiete. Das mit rund 2,5 Mio. Euro u.a. vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geförderte Projekt startete im Januar 2017 und läuft noch bis 30. Juni 2019.
Der Austausch von Erfahrungen und Know-how zwischen den Partnern ermöglichte dabei in den vergangenen zweieinhalb Jahren eine nachhaltige Wirtschaftsförderung in Naturschutzgebieten. Dafür wurden Pilotaktionen in fünf Bereichen umgesetzt: nachhaltige Nutzung von Wildpflanzen als Einkommensquelle, nachhaltige Fischerei als wirtschaftliche Lebensgrundlage, Wertschöpfung durch nachhaltige Landwirtschaft, die grenzübergreifende Ausbildung der Kultur- und Naturführer „Danube Guides“, sowie die Errichtung von elektrischen Ladestationen für Fahrräder entlang von Naturrouten.
Natur- und Kulturerbe erkennen, nutzen und erhalten
Die vom Projekt ausgewählten Flächen umfassen insgesamt mehr als 375.000 ha mit besonderen Ökosystemen sowie bisher unausgeschöpftes Potenzial für eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung. Im Einzugsgebiet dieser leben etwa eine halbe Million Menschen; die meisten von ihnen in wirtschaftlich schwachen Gemeinden, die mit Abwanderung und den Folgen einer alternden Gesellschaft zu kämpfen haben. Um diesem Trend entgegen zu wirken engagieren sich neben Naturschutzexperten auch Vertreter der lokalen Wirtschaftsförderung, NGOs und die Gemeinden selbst.
Durch die Entwicklung von vier Leitfäden – zur Kommunikation der Naturwerte, Kapazitätsaufbau bzw. Weiterbildung, Personal- und Organisationsentwicklung, Verbesserung der Marktanbindung nachhaltiger natürlicher Produkte sowie Finanzierungsmöglichkeiten –, möchte man langfristig das Know-how zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Schutzgebiete in der Region verankern. So sollen die vielseitigen Vorzüge der betroffenen Naturschutzgebiete von allen Akteuren anerkannt und durch die nachhaltige ökonomische Nutzung die Regionalentwicklung vorangetrieben werden.
Zu den touristischen LENA-Aktivitäten gehören der Kauf von E-Ladestationen und E-Fahrrädern sowie die „Danube Guides“. Diese Fremdenführer machen das Natur- und Kulturerbe entlang der Donau mit allen Sinnen erfahrbar. Langfristig soll unter der Federführung des Donaubüros Ulm/Neu-Ulm ein internationales Netzwerk entstehen, das der Öffentlichkeit die Bedeutung der schützenswerten Natur- und Kulturwerte vermittelt. Während eines ersten fünftägigen Trainings im April 2018 im Nationalpark Donau-Auen wurden 15 Teilnehmer aus sechs Ländern zu „Danube Guide“-Trainern ausgebildet. Dabei wurde großer Wert auf die Sensibilisierung für Themen wie nachhaltige Mobilität oder Barrierefreiheit gelegt, um Touren auch für Menschen mit Be-hinderung anbieten zu können. Als Multiplikatoren bildeten die Trainer in ihren Heimatländern weitere „Danube Guides” aus
Traditionelle Nutzung von Wildpflanzen in der Region
„LENA ist ein vielfältiges Projekt, mit dem wir die die ökonomischen Möglichkeiten für die Bevölkerung in und rund um Schutzgebiete in der Donauregion stärken möchten“, erklärt Kirsten Palme, LENA-Projektverantwortliche beim WWF Ungarn. Hierzu setze man sich für die nachhaltige Nutzung der Natur, z.B. durch den Anbau von gentechnisch unverändertem Soja in Serbien, für die Ausbildung von Züchtern des schwarzen slawonischen Schweines in Kroatien, die Erstellung eines Zertifizierungssystems für Lebensmittel aus dem rumänischen Naturpark Comana sowie für die Zusammenarbeit mit Fischern in Bulgarien und Rumänien ein, um deren Arbeit nachhaltiger zu gestalten. Teil der Pilotaktionen waren auch Trainings zur Nutzung von Wildpflanzen, die das Kerngebiet von Kirsten Palme sind: „Die Nutzung von Wildpflanzen hat in dieser Region eine sehr lange Tradition und ist wichtig für uns alle, da diese Rohstoffe auch kommerziell in alltäglichen Produkten verwendet werden, z.B. in Kräutertees oder Kosmetik.“
Deutsche Auszeichnung für LENA
Die edle Mission wurde 2018 mit einem Preis honoriert: das deutsche Netzwerk Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien zeichnete LENA im September als „Projekt Nachhaltigkeit 2018“ aus. Das Vorhaben wurde unter über 450 Mitbewerbern ausgewählt und mit 1.000 Euro Preisgeld bedacht. „LENA hat es sich zur Aufgabe gemacht, integrierte Ansätze und Strategien für die nachhaltige Nutzung von Schutzgebieten zu entwickeln, Einkommensmöglichkeiten für naturbasierte Wirtschaftssektoren zu erforschen und über Landesgrenzen hinweg zu implementieren“, heißt es in der Begründung der Jury.
Daniel Hirsch,
Journalist Budapest
Das Projekt „LENA – Local Economy and Nature Conservation in the Danube Region“ wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (ERDF) und dem Instrument für Heranführungshilfe II (IPA II) im Rahmen von DTP Interreg mitfinanziert. www.interreg-danube.eu/lena