Adis Lukac wurde in Sarajevo geboren, wo er an der Akademie für Bildende Künste studierte. Seine Schwerpunkte liegen in der Skulptur und Malerei. Er ist der Erschaffer etlicher wichtiger Werke von Persönlichkeiten des Landes, wie Tvrtko I Kotromanic, dem ersten König des mittelalterlichen Königreiches Bosnien oder Mirza Delibasic, einem der bekanntesten Basketballer Europas. Seine Kunst
Adis Lukac wurde in Sarajevo geboren, wo er an der Akademie für Bildende Künste studierte. Seine Schwerpunkte liegen in der Skulptur und Malerei. Er ist der Erschaffer etlicher wichtiger Werke von Persönlichkeiten des Landes, wie Tvrtko I Kotromanic, dem ersten König des mittelalterlichen Königreiches Bosnien oder Mirza Delibasic, einem der bekanntesten Basketballer Europas. Seine Kunst spricht Themen an, die uns wachrütteln sollen, bzw. Vergessenes wieder in Erinnerung rufen. Er erzählt über Frauen, welche auf ihren Schultern die meiste Last der Gesellschaft tragen oder, wie aktuell on tour, lässt er Überlebende vonS Srebrenica ihre Geschichten erzählend Amit die Opfer des Genozids nicht in Vergessenheit geraten. Heute lebt er in Sarajevo, wo er als freischaffender Künstler tätig ist. Seine Werke werden international ausgestellt.
Weshalb sind Sie Künstler geworden?
Ich glaube nicht an Zufälle und denke, dass alles, was passiert, seinen Grund hat. Mein Weg zum Künstler war schon vorgezeichnet. Natürlich, Anzeichen dafür fanden sich in meiner Kindheit. Als Kind hatte ich das Bedürfnis zu malen und zu modellieren. Ich erinnere mich, wie ich mehrere farbige Kneten gleichzeitig zu einer großen Kugel formte. Anfangs war sie schön bunt, die durch längeres Kneten komplett grau wurde. All die faszinierenden Pigmente waren verschwunden! Sie können sich sicherlich vorstellen, was für ein großer Klumpen Plastilin in meinen Händen war (lacht). Offensichtlich hat mich dieses Kunstwerk in Richtung Kunst “gerollt”. Dennoch denke ich, dass es das Rad des Schicksals war, welches mich zur Kunst führte.
Was es bedeutet es, ein Künstler in BiH zu sein?
Künstler zu sein ist eine schicksalhafte Bestimmung. Künstler im Land zu haben ist wichtig, sonst wäre es der Hölle nahe. Bosnien und Herzegowina ist ein Land mit einem komplizierten politischen System, welches das soziale und kulturelle Leben beeinflusst. Das sind keine guten Bedingungen für Künstler im Allgemeinen, aber ich glaube, dass jeder von uns eine Mission hat. Diese ist nicht an das Material gebunden. Sie ist nur ein Mittel zum Zweck. Die Mission des Künstlers ist es, Seelen anzusprechen. ich zitiere gerne den großartigen Tarkovsky: „Der Zweck der Kunst sind nicht Gedanken, Ideenübertragung, Gedankenverbreitung. Der Zweck der Kunst besteht darin, den Menschen auf den Tod vorzubereiten, ihn zu pflügen, die Seele zu stören, sie fähig zu machen, sich zum Guten zu wenden.” Irgendwie habe ich mich in diesem Zitat wiedergefunden.
Was wollen Sie mit Ihrer Kunst erreichen?
Die Antwort auf diese Frage finden Sie in der vorherigen Antwort. Kunst ist also eine Mission, eine Sprache, die von allen verstanden werden muss, weil sie Seelen anspricht. Was mich inspiriert, ist der Mensch und seine Essenz. Ein Geheimnis, das tief in uns allen verankert ist und sich bewegt, tanzt, um auf der Oberfläche des Körpers zu reflektieren. Der Körper selbst ist eine gewöhnliche Form, aber wenn man sich der Tiefe eines Menschen widmet, seinen Ängsten, Hoffnungen, Freuden usw. dann strahlt sogar eine Faust, ein Porträt oder ein Bein die einzigartige Energie des Universums aus, die ihre eigene Harmonie und ihren eigenen Zweck hat. All dies zu entdecken zeigt, warum Sie als Künstler auf dieser Welt sind. Alles hat seinen Grund. Wenn es mir gelingt, mit einem meiner Werke die Seele des Betrachters für immer zu begeistern, habe ich meine Mission erfüllt.
Was ist Ihre Botschaft über Ihre Landesgrenzen hinaus?
Ich denke, dass die Botschaft der Kunst im Allgemeinen alle Grenzen überschreiten und universell sein sollte. Es ist erstaunlich und interessant, unterschiedliche Reaktionen auf ein Gemälde oder eine Skulptur uzt sehen. Wie unterschiedlich Menschen doch sind und wie sie dasselbe Werk verschieden angehen und analysieren. Angesichts der Tatsache, dass Bosnien-Herzegowina sowohl weltlich als auch spirituell mit Vielfalt geschmückt ist, glaube ich, dass es viel Reichtum darin gibt. Irgendwie hat dies meine Kunst bestimmt, die mit einem Flügel im Osten und dem anderen im Westen geboren wurde. Ob ich im Osten oder Westen ausstelle – das Publikum wird einen Teil von sich selbst erkennen, beziehungsweise das, was es in sich hat oder was es in sich sucht.
Welche Weisheit treibt Sie an?
Das Wort der Weisheit ist eine verlorene Sache der Gläubigen. Wo immer du Weisheit findest, ist es am schwierigsten, sie zu anzunehmen. Über jede Weisheit, die ich finde oder höre bin ich dankbar, weil sie mich weiterbringt, reinigt, korrigiert. Sie zeigt mir meine Schwächen und Fehler auf, um mich letztendlich, so hoffe ich, zu einem besseren Menschen zu machen. Um es mit den Worten des großen Auguste Rodin zu sagen: „… man sollte zuerst ein Mensch sein und dann ein Künstler”.
Interview: Mirella Sidro, Sarajevo