VIEL POWER von der Donau: Jugendliche entpuppen sich als Kraftwerke für die Zukunft

VIEL POWER von der Donau: Jugendliche entpuppen sich als Kraftwerke für die Zukunft

Was beschäftigt Jugendliche aus den 14 Ländern entlang der Donau? Was bedeutet für sie Europa? Wie gehen sie mit dem Klimawandel um? Daheimbleiben oder ins Ausland gehen? Was sind ihre Sorgen und Visionen? Alles Fragen, die Jugendliche aus Rumänien, Bulgarien, der Ukraine, aus Moldawien, Ungarn, Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Österreich, der Slowakei, Tschechien und

Was beschäftigt Jugendliche aus den 14 Ländern entlang der Donau? Was bedeutet für sie Europa? Wie gehen sie mit dem Klimawandel um? Daheimbleiben oder ins Ausland gehen? Was sind ihre Sorgen und Visionen? Alles Fragen, die Jugendliche aus Rumänien, Bulgarien, der Ukraine, aus Moldawien, Ungarn, Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Österreich, der Slowakei, Tschechien und Deutschland beim „Jugend.Danube Salon“ diskutierten.

Diese dreitägige Konferenz richteten unter anderem das baden-württembergische Staatsministerium, die Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin, Ileu e.V., DANET, das Danube Youth Network und die Kulturreferentin für den Donauraum aus. Und zwar virtuell. So konnte sich jeder aus seinem Heimatland einfach dazu schalten und mitreden.

An einem der drei Diskussionsabende, der unter dem Motto „Hierbleiben oder weggehen“ stattfand, gaben 62,5 Prozent der 66 Jugendlichen in einem digitalen Fragebogen an, dass sie später von Zuhause weggehen wollten. Es wurde deutlich, dass viele von ihnen mit Weggehen Wachstum, Chancen und Erfolgreichsein verbinden.  Europa bedeutet für sie Frieden, Wohlstand, Zukunft und bessere Lebensqualität. Mit Eifer diskutierten die Jugendlichen in Gruppen, welche Dinge sie in ihrem Land stören. „Frauen werden bei uns behandelt wie im vergangenen Jahrhundert“, kritisierte zum Beispiel eine junge Frau aus der Ukraine. Viele mahnten, sie fühlten sich in ihrem Land
von der Politik nicht Ernst genommen.

Arbeitslosigkeit als Problem

In Bosnien machen sich einige junge Menschen Sorgen, weil von Politikern zu viel Geld für „unwichtige Dinge“, wie sie sagten, ausgegeben werde, „statt für die Zukunft von uns jungen Leuten.“ Dabei sei die Arbeitslosigkeit so hoch. Doch die Bildung in den Balkanländern – waren sich junge Menschen von dort einig – sei „nicht so gut, um später im Ausland erfolgreich zu sein“.

Ein junger Mann aus Montenegro machte deutlich, dass er sein Land – Montenegro – wunderschön finde. „Aber alles ist voller Tourismus. Und viele Jobs funktionieren nur mit dem Tourismus. Im Winter sind deshalb einige arbeitslos. Dann ist auch alles geschlossen.“ Dann sei nicht mehr viel vom Leben aus dem Sommer übrig, und das frustriere ihn.

Eine junge Frau aus der Ukraine sagte, viele aus ihrer Generation gingen weg, so dass ein Mangel entstünde. „Alle fliehen, um bessere Chancen für ihr Leben in anderen Ländern zu suchen.“ Es sei aber nicht gut, wenn alle gingen. Doch was würden die Jugendlichen gerne ändern? Viele wünschen sich weniger korrupte Politiker. Einen innovativen Vorschlag hatte eine Jugendliche aus Kroatien: „Es sollte einen Standard geben, was jeder Politiker in seinem Leben gemacht haben oder können muss, um überhaupt Politiker werden zu können.“ Ein anderer Wunsch war: „Dass gebildete Menschen mehr respektiert werden.“ Eine junge Frau sagte:

„Ich will von klugen und zielstrebigen Menschen umgeben sein, die sich gute Dinge für die Welt überlegen.“

Gleichzeitig war deutlich spürbar, dass viele der jungen Menschen ihr Land trotzdem liebten. Sie schwärmten von der Natur, von ihrer schönen Kindheit, von den Menschen, die ihnen wichtig sind. Von der Mentalität, die sie eben doch dort verbindet und hält. Alle Jugendlichen, die mitdiskutieren, wirkten sehr leidenschaftlich und ehrgeizig in ihren Anliegen für ihr Land und Europa.

An dem Konferenztag, den die Vereine Danube Networkers und das „Institut für virtuelles und reales Lernen“ organisiert hatten, fand ein intergenerationaler Austausch statt. Drei Stunden lang haben sich fast 150 junge und ältere Menschen zwischen 16 und 86 Jahren aus allen Donauländern Gedanken zu „Digitalisierung“, „Umwelt“, „Kultur“, „Demografischer Wandel“ und „Migration“ gemacht. Die jungen Menschen forderten künftig mehr Austausch zwischen den Generationen in den ost- und westeuropäischen Ländern. Zum Beispiel in Form von Begegnungsprogrammen. Diese könnten zum Teil auch digital sein, nicht aber kommerziell. So könnten die jungen Menschen besser ihre Interessen teilen und sich für ihre Anliegen einsetzen.

Außerdem stand ein Tag ganz unter dem Thema, wie es jungen Menschen aus Nicht-EU-Ländern wie der Ukraine, Moldawien und Serbien geht. Welche anderen kulturellen Hintergründe und Möglichkeiten haben sie? Zum Beispiel wenn es um Mobilität, Jobs und Bildung geht.

Den krönenden Abschluss fand der Jugend.Donausalon im Oktober in Berlin, wohin das Staatsministerium Baden-Württemberg und die Landesvertretung in Berlin geladen  hatten. Manche der Teilnehmenden waren live vor Ort, andere nahmen virtuell teil. Während der Veranstaltung stellten sie ihre Ideen und Wünsche für ihr Europa der Zu-kunft vor. Zum Beispiel Staatssekretär Florian Hassler, der im Land für Europaangelegenheiten zuständig ist, Normunds Popens von der EU-Kommission sowie Botschafterinnen und Botschaftern der Donauländer. Dazu zählten Austauschprogramme, die junge Menschen aus Nicht-EU-Staaten einbinden. Auch Visa sollten diese einfacher bekommen können.

Die EU sollte Nicht-EU-Staaten zu mehr Klimaschutz anregen, so der Wunsch. Grundsätzlich würden sich die Jugendlichen aus der Donauregion über mehr Möglichkeiten freuen, an politischen Entscheidungsprozessen mitzuwirken und über zusätzliche Programme für „Migration als eine zeitlich begrenzte Erfahrung“, auch für diejenigen aus Nicht-EU Staaten. Diese Erfahrungen und das erlernte Wissen könnten sie dann in ihren Heimatländern nutzen. Die Jugendlichen sehnen sich auch nach einem europäischen Bildungsstandard. In manchen Ländern des Donauraums besteht noch Nachbesserungsbedarf in Sachen Menschenrechten, Gleichheit und sexueller Selbstbestimmung. Die Abwanderung von Fachkräften von Ost- nach Westeuropa sorge für Instabilität und einer Alterung der Gesellschaft. Es gebe unter anderem einen Mangel an Kranken- und Altenpflegepersonal.

Des Weiteren bestünden große Unterschiede, was den Zugang zu Kultur anbelange: und zwar zwischen West- und Osteuropa, Stadt und Land und abhängig von der sozialen Zugehörigkeit. Auch hier könnten Austauschprogramme helfen. Das Wahlalter sollte herunter gesetzt werden, so der Tenor. Denn junge Menschen hätten viele Ideen für eine erfolgreiche und faire Zukunft Europas. Doch oftmals würden sie nicht gehört.

Konferenz zur Zukunft Europas

Das soll sich ändern. Nicht nur beim Jugend.Danube Salon wurden die jungen Menschen aus dem Donauraum gehört. Am Ende der Konferenz haben sie eine Reihe dieser Forderungen an die Politiker der EU formuliert und als Beitrag zur „Konferenz zur Zukunft Europas“ eingereicht. Dahinter verbirgt sich eine Mitmachplattform des EU-Parlaments und der EU-Kommission, die Bürgerinnen und Bürgern Europas die Möglichkeit bietet, ihre Vorschläge für ihr Europa der Zukunft zu diskutieren. Die Jugendlichen hoffen nun natürlich, dass ihre Forderungen auch Eingang in den Abschlussbericht der Europäischen Kommission finden. Gerade die Jugendlichen der Donauländer, die von der Politik in ihrem Land enttäuscht sind, können jetzt also hoffen, dass sich die EU für sie stark macht. Damit sie gerne in ihren Ländern leben und etwas für die Zukunft bewegen.

Isabella Hafner,
Journalistin, Ulm

Die EU-Kommission rief 2022 nun als „JAHR DER JUGEND“ aus. Junge Menschen in ganz Europa sind aufgerufen, ihre Interessen, Wünsche und Vorstellungen der Europäischen Kommission in einer Umfrage mitzuteilen.

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