Wilde Inseln – Donauflächen über Grenzen hinweg schützen

Wilde Inseln – Donauflächen über Grenzen hinweg schützen

Schon 2007 wurde DANUBEPARKS, das Netzwerk der Donau-Schutzgebiete ins Leben gerufen. Es möchte alle Schutzgebiete entlang der Donau, die dieselben Herausforderungen teilen, integrieren, um durch verstärkte Zusammenarbeit gemeinsame Naturschutzziele besser und effizienter zu erreichen. „Grenzüberschreitende und transnationale Zusammenarbeit ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Arbeit. Die Natur erkennt politische Grenzen nicht an, daher muss auch der

Schon 2007 wurde DANUBEPARKS, das Netzwerk der Donau-Schutzgebiete ins Leben gerufen. Es möchte alle Schutzgebiete entlang der Donau, die dieselben Herausforderungen teilen, integrieren, um durch verstärkte Zusammenarbeit gemeinsame Naturschutzziele besser und effizienter zu erreichen.

„Grenzüberschreitende und transnationale Zusammenarbeit ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Arbeit. Die Natur erkennt politische Grenzen nicht an, daher muss auch der Naturschutz Grenzen überschreiten, um seine Ziele zu erreichen“, heißt es auf der Webseite von DANUBEPARKS. Der Verbund konzentriert sich daher vor allem in Zeiten des Klimawandels darauf, die Donau, eine der artenreichsten Land-schaften Europas, als einen Lebensraumkorridor zu thematisieren, der aus vielen verschiedenen, meist relativ kleinflächigen Gebieten besteht. Die mitwirkenden Schutzgebiete sind dabei Multiplikatoren, um diese Auffassung weiter zu verbreiten. Im Interreg-Projekt DANUBEparksCONNECTED etwa haben sich unter Leitung des Nationalparks Donau-Auen sechzehn Projektpartner vom deutschen  Donauauwald Neuburg-Ingolstadt flussabwärts bis zum rumänischen Biosphärenreservat Donau-Delta und neun begleitende Partner aus allen Donauländern dem Schutz von Lebensräumen verschrieben. Mithilfe des sogenannten Danube Habitat Corridor sollen die Ökosysteme der Donauflächen erhalten werden, indem man den Umweltveränderungsprozessen entgegenwirkt bzw. überhaupt erst für das Thema sensibilisiert. Hierfür arbeitet man zusammen auf den Feldern, Flussmorphologie und Revitalisierung, Auenmanagement und Lebensraumnetzwerk, Schutz von tierischen Donau-Leitarten, Monitoring und Natura 2000, sowie Naturtourismus.

Wilde Donauinseln schützen

Im Rahmen des Projektes wurden Eckpfeiler für künftige Projekte angelegt, um die Donau als Biotopverbund zu stärken. Die Initiative WILDisland etwa schützt auf 3.000 Flusskilometern 912 Inseln, von denen 147 vollkommen unberührt sind und 14.000 Hektar Wildnis entlang der Donau darstellen. Entsprechende Abkommen zur Reduktion menschlicher Eingriffe sollen mit allen Akteuren in der ganzen Donauregion geschlossen werden. Auf einer interaktiven Landkarte unter wildisland.danubeparks.org wurden Informationen sowie Katego-risierungen zu all diesen Inseln, etwa genaue Lage, Größe, Vegetation und Hydromorphologie (d.h. Gewässerstruktur) gesammelt. Ein vergleichbares „Inventar der Donauinseln“ hat es zuvor noch nie gegeben. Da manche Arten nur auf diesen wilden Inseln vorkommen – etwa der seine Eier auf inselartigen Kies- und Sandbänken legende Flussregenpfeifer –, wurde ihr Schutz gestartet, um sie naturnah zu erhalten. Etwa wurde Ende 2018 die Insel Wolfsthal zwischen Österreich und der Slowakei, die durch menschlichen Eingriff mit dem Festland zusammengewachsen war, wieder „von ihrem Korsett befreit“, d.h. circa 6.000 Tonnen Gegen den europaweiten Trend: auf den Donauinseln sind 40% der Weichholzauen noch in naturnahem Zustand Wasserbausteine wurden entfernt, um den natürlichen Wasserdurchfluss wieder herzustellen und so die dortigen Arten zu bewahren.

Solche Insel- und Flussrevitalisierungsmaßnahmen machen die Initiative zu einem Modell der europäischen grünen Infrastruktur. Hiervon zeugt auch, dass die EU-Kommission sie 2015 mit dem Natura 2000 Award auszeichnete, dass die Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission sie 2018 zu einem Best Practice Modell erklärte und dass der damalige Umweltminister Bayerns, Dr. Marcel Huber ein Dekret zum Schutz von Donauinseln unterschrieb. „Wir sind zudem stolz darauf, hierbei eng mit den Wasserstraßenverwaltungen zusammen zu arbeiten, die auch manche der Aktivitäten finanzieren“, erklärt Georg Frank, Generalsekretär von DANUBEPARKS.

Drohnen für den Vogelschutz

Ferner ist die Donau eine Vogel-Migrationsroute von europäischer Bedeutung, daher werden innerhalb der Kampagne Danube Free Sky Stromleitungen markiert, mit denen sonst Seeadler, Enten, Gänse, Seeschwalben, Pelikane und andere Zugvögel kollidieren könnten. Immerhin sollen es im Donauraum insgesamt 12.000 km an Leitungen sein, davon 3.900 km Hochspannungsleitungen. DANUBEPARKS zufolge sterben so jedes Jahr zehntausende Vögel, teilweise auch unbemerkt, da ihre Kadaver vom Fluss weggespült werden. „Daher hatten selbst die Vogelkundler der Schutzgebiete diese Gefahr nicht auf dem Schirm. Wir sind somit die erste derartige Initiative entlang eines Flusssystems“, so Frank.

Da eine solche Kollision zudem zu Stromausfall führen kann, sind auch die Energieversorger an einer Lösung interessiert. Das Netzwerk konnte hier als Plattform erfolgreich die betroffenen Akteure zusammenbringen, um gemeinsam zu handeln, sodass es seitdem immer mehr von den kontrastreichen Fähnchen gibt, dank denen die Flugtiere die Leitungen rechtzeitig erkennen. In Österreich etwa sicherten die Energieversorger landesweit die Markierung aller Leitungen über der Donau zu. Bei deren Anbringung kommen auch schon mal Drohnen zum Einsatz: Normalerweise sind teure Hubschraubereinsätze oder aber Experten der Energieversorger sowie eine koordinierte Stromabschaltung nötig, doch durch die Initiative des Netzwerkes kann dies in bestimmten Fällen mithilfe von Drohnen weitaus günstiger und einfacher erledigt werden. DANUBEPARKS kommuniziert stolz, dass die Sterblichkeitsrate der Vögel mithilfe der Markierungen um 60 bis 90 Prozent gesenkt werden kann.

Schafe als Rasenmäher

Frank zufolge wird oft vergessen, dass Flüsse mehr als „nur“ Feuchtlebensräume bieten. DANUBEparksCONNECTED hat daher untersucht, wo entlang der Donau die wichtigsten Trockenlebensräume, d.h. etwa Brennen, Trocken- und Halbtrockenrasen, Sandlebensräume oder Blockfluren vorkommen und Pilotprojekte zu deren Schutz umgesetzt: Entbuschungen, Management von invasiven Arten und auch Beweidungen etwa in den Donauauwäldern bei Ingolstadt oder im Nationalpark Donau-Auen. Unter Koordination von letzterem wurden zudem vor zwei Jahren bei Schönau an der Donau erstmals beim Mähen der dortigen Hochwasserdämme eine Schafherde eingesetzt, um deren Struktur zu festigen. Auch der Danube Volunteers Day – eine weitere Initiative von DANUBEPARKS, bei dem der Verbund ein Thema vorgibt und sich tausende Freiwillige entlang der Donau beteiligen – stand im ersten Jahr in 2017 im Zeichen der Pflege wertvoller Trockenlebensräume; später wurden auch am Fluss Müll gesammelt oder Fledermauspopulationen überwacht.

Anfangs wurden innerhalb des Netzwerks laut dessen Generalsekretär die unterschiedlichen Kulturen und Sprachen der Beteiligten noch als Herausforderung wahrgenommen. Doch laut einer aktuelleren Umfrage von DANUBEPARKS gilt mittlerweile genau diese Vielfalt als Bereicherung und Quelle der Inspiration. Und obwohl die Politik laut Frank nach wie vor eher national als international denkt, sieht er in der
EU-Donauraumstrategie ein gutes Mittel, um solche Kooperationen wie die des Netzwerkes auch auf die politische und somit interregionale Ebene zu bringen.

Daniel Hirsch,
Journalist, Budapest

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